Mit 100 % RapsPower auf der Rennstrecke

Vor 8 Jahren startete der Frontmann der „Fantastischen Vier“ und leidenschaftliche Rennfahrer Smudo erstmals mit einem Bioconcept-Car auf dem Nürburgring. Im Tank: Biodiesel aus heimischem Rapsöl. Mit "Tom" Thomas von Löwis of Menar, einem erfahrenen Profi-Rennfahrer, hatte er den Rennstall Four Motors gegründet, gemeinsam wurden sie zu DEN grünen Vorreitern im Rennsport. Und die Pionierarbeit geht weiter: In diesem Jahr startet das Projekt Bioconcept-Car zum ersten Mal mit einem neuen Hochleistungskraftstoff aus Raps. „Wir zeigen damit, dass die grüne Seite des Rennsports wichtige Impulse für mehr Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit im Automobilbereich geben kann”, sagt Smudo, der sich mit seinen Renneinsätzen auch abseits der Bühne einen Namen gemacht hat.

Einer der bekanntesten Hits der „Fanta 4“ ist „TROY“, und treu blieb Smudo seit den ersten Rennen mit Biodiesel im Tank auch dem Thema Umweltverträglichkeit. Neben dem Kraftstoff aus Raps kamen bei den BioConcept-Cars auch Bio verbundwerkstoffe zum Einsatz, die ähnlich wie Kohlefaser bauteile das Fahrzeuggewicht reduzieren und dabei hochstabil sind. Als echte Sportler ruhen sich Smudo und sein Team aber nicht auf den bisherigen Erfolgen aus, sondern stellen sich einer neuen Herausforderung. Erstmals werden sie mit einem Gemisch aus konventionellem Raps-Biodiesel (RME) und dem neuen Biokraftstoff „HVO“ an den Rennen zur deutschen Langstreckenmeisterschaft teilnehmen. HVO steht für „Hydrotreated Vegetable Oil“ (hydriertes Pflanzenöl). Während beim normalen Biodiesel Methanol für die so genannte Umesterung des Rapsöls in Rapsmethylester (RME) verwendet wird, kommt bei der Herstellung von HVO Wasserstoff zum Einsatz. Ergebnis: Bei der Verbrennung des HVO entstehen weniger Ruß und andere umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe. Um die Schmierfähigkeit weiter zu optimieren, wird dem neuen Kraftstoff 2 bis 7 Prozent herkömmlicher Biodiesel beigemischt. Das ist im Hinblick auf die extremen Belastungen auf dem Nürburgring ein wichtiger Pluspunkt, denn die Rennen der Langstreckenmeisterschaft dauern bis zu 6 Stunden. Absoluter Härtetest ist das legendäre 24-Stunden-Rennen Ende Juni, bei dem Smudo und Tom mit zwei Fahrerkollegen einen Tag und eine Nacht lang im Bioconcept-Car ihre Runden drehen wollen.

Lieferant des rapsölbasierten HVO-Kraftstoffs ist die finnische Neste Oil Corporation. Mit einer Produktionskapazität von annähernd 1,2 Mio. Tonnen in den Anlagen Porvoo (Finnland) und Rotterdam (Niederlande) steigt das Unternehmen dieses Jahr in den europäischen Kraftstoffmarkt ein. Aufgrund der hohen Anforderungen, die an die nachhaltige Erzeugung von Rohstoffen für die Herstellung von Biokraftstoffen gestellt werden, ist heimischer Raps dabei überaus begehrt. Da praktisch die gesamte deutsche Rapsernte amtlich als nachhaltig zertifiziert ist, eröffnet sich für deutsche Landwirte eine attraktive neue Absatzmöglichkeit für ihre Rapsproduktion. Das ist ganz im Sinne von Smudo und seinem Partner von Löwis, die nicht nurbeim Kraftstoff, sondern auch bei den verwendeten Biowerkstoffen auf eine nachhaltige Erzeugung setzen. Beide unterstützendaher die Forderung nach einer Ausweitung der Rohstoffzertifizierung über den Markt für Biokraftstoffe hinaus. Denn weltweit werden nur etwa 5 bis 10 Prozent der Getreide- bzw. Ölsaatenernte zu Biokraftstoffen verarbeitet. Viel größere Mengen fließen beispielsweise in die steigende Futtermittelproduktion oder werden für die Herstellung von Konsumgütern verbraucht. Die Ausdehnung der Anbauflächen von Sojabohnen und Palmöl auch in schützenswerte Gebiete wie Regenwälder und Moore muss verhindert werden. Experten gehen daher davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis durch eine generelle Zertifizierungspflicht eine Rückverfolgbarkeit sichergestellt sein wird, so wie es jetzt schon bei den Biokraftstoffen möglich ist. Denn dabei wird der gesamte Produktionsweg auf den verschiedenen Stufen erfasst und dokumentiert. So ist es möglich, Herkunft und Verarbeitungsweg des Rapsölkraftstoffes bis zu den Rapsfeldern der Landwirte zurückzuverfolgen.