Energie und Eiweiß von Deutschlands schönsten Ölfeldern
Zertifizierung der Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Markterfolg
Berlin, 15. April 2024. Deutschland blüht auf. Das gilt zumindest für die etwa 1,1 Millionen Hektar Raps, die in diesen Tagen bundesweit leuchtend gelb aufblühen. Übrigens aufgrund des warmen Wetters rund zwei Wochen früher als üblich. Bienen und auch der Wind bestäuben jetzt die Blüten. Nach der Befruchtung beginnt die Energiespeicherung in den größer werdenden Saatkörnern. Die Pflanzen speichern etwa 40 % der Energie in Form von Rapsöl. 60 % werden als Eiweißkomponente gespeichert, die nach dem Pressen der Saat als Rapsschrot vor allem in der Milchfütterung eingesetzt wird und dort importiertes Sojaschrot ersetzt. Der mit großem Abstand wichtigste Kunde für das Rapsöl ist bereits seit Jahren die Biodieselindustrie, die hierzulande eine Verarbeitungskapazität von mehr als 4 Millionen Tonnen besitzt.
Im Jahr 2023 produzierten die deutschen Hersteller 3,7 Millionen Tonnen Biodiesel aus verschiedenen Rohstoffen. Die mit Abstand wichtigste Energiequelle ist dabei nach Angaben des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) mit etwa 1,9 Millionen Tonnen Rapsöl. Das stammt nicht nur aus heimischem Anbau. Raps wird auch aus EU-Nachbarländern, der Ukraine aber auch aus Kanada und Australien importiert.
Nachhaltigkeitszertifizierung öffnet den Marktzugang
Gemeinsam ist diesen Rohstoffherkünften eine umfassende Nachhaltigkeitszertifizierung und Treibhausgasbilanzierung, die über die gesamte Produktions- bzw. Verarbeitungskette hinweg gesetzlich vorgeschrieben ist. Auf der Stufe des Anbaus müssen Landwirte beispielsweise nachweisen, dass die Anbaufläche bereits vor 2008 als Ackerfläche genutzt wurde. So wird ausgeschlossen, dass Raps auf Flächen angebaut wurde, die zu diesem Zweck umgewandelt wurden. Die Umnutzung von Grünland in Ackerland soll so verhindert werden. Was Laien in der Regel nicht wissen: Raps kann auf derselben Fläche nur alle drei oder besser vier Jahre angebaut werden. Der Anbau ist so in bestehende Fruchtfolgen integriert oder erweitert sie, was unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten vorteilhaft ist. Raps verursacht dadurch auch keine sogenannten indirekten Landnutzungsänderungen (iLUC). Das bedeutet aber auch, dass das Anbaupotenzial infolge der Fruchtfolgeansprüche und Anforderungen an Boden und Klima begrenzt ist.
Bis zu 7 % Biodiesel wird herkömmlichen Diesel heute beigemischt. Seit April ist nun auch die Zumischung von 10% erlaubt. Neben B7-Diesel wird daher zukünftig auch B10 an deutschen Tankstellen erhältlich sein. Rapsöl kann zudem auch als Rohstoff zur Herstellung von Hydriertem Pflanzenöl (HVO) dienen, dann sind höhere Beimischungen oder auch die Verwendung als Reinkraftstoff (HVO100) möglich. Voraussetzung für die Anrechnung auf das Klimaschutzziel im Verkehr ist, dass der Biokraftstoff im Vergleich zum Dieselkraftstoff eine Treibhausgasminderung von mindestens 50 % nachweist.
Die Daten der Nachhaltigkeitszertifizierung und der Treibhausgasminderung erfasst und dokumentiert die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Dem jährlich erscheinenden Bericht ist zu entnehmen, aus welchen Rohstoffen und Herkünften der Biodiesel oder das HVO stammt, das in dem betreffenden Kalenderjahr dem Diesel beigemischt wurde. Das wichtigste Ergebnis dieses Berichts aus Sicht der Rapsanbauer und der Biodieselhersteller: Die tatsächliche Treibhausgasminderung für Biodiesel aus Raps beträgt dem Bericht zufolge für das Jahr 2022 erfreuliche 81 %. (Download: https://bit.ly/BLE-Bericht)
Für die Nutzung des Speiseöls gelten diese strengen und gesetzlich vorgegebenen Anforderungen an die Nachhaltigkeitszertifizierung und Treibhausgasbilanzierung übrigens nicht. Nur der Biokraftstoffsektor muss sie erfüllen. Er übernimmt damit auch auf Basis der europäischen Gesetzgebung, international eine wichtige Vorbildfunktion, die auch in Staaten außerhalb der EU verbindlich anzuwenden ist.
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