Anbau von Körnerleguminosen
Hülsenfrüchte, auch Körnerleguminosen genannt, finden sich schon etwa so lange wie Getreide auf dem menschlichen Speiseplan – quasi seit Beginn des Ackerbaus vor 12.000 Jahren. Die positiven Eigenschaften der Leguminosenwurzeln für die Böden sind schon in der Antike aufgefallen. So erkannte der griechische Naturforscher und Schüler des Aristoteles, Theophrast von Eresos (372 – 287 v. Chr.), dass Bohnen keine Last für die Böden sind, sondern – im Gegenteil – für eine verbesserte Fruchtbarkeit sorgen. Die tatsächlichen Verursacher waren damals noch unbekannt: die Knöllchenbakterien, auch Rhizobien genannt. Diese Einzeller kommen im Erdreich in großer Stückzahl vor. Sie können sich über Flagellen, kleine geißelartige Fäden, fortbewegen. Spannend wird es, wenn Rhizobien auf die Wurzel einer Leguminose wie Acker- oder Sojabohne, Erbse oder Süßlupine treffen.
In der Rhizosphäre, der unmittelbaren Umgebung der Wurzel, vereinen und verwandeln sich Bakterium und Pflanze. Angelockt durch so genannte Exsudate, Aussonderungen der Wurzeln wie z. B. Aminosäuren, siedeln sich die Kleinstlebewesen an den Wurzelsträngen an. Die Knöllchenbakterien dringen in die Wurzelrinde ein und veranlassen dort Gewebswucherungen, die als Wurzelknöllchen bezeichnet werden. Die Knöllchenbakterien erhalten von der Pflanze in Form von Kohlenhydraten Energie, dafür binden sie Stickstoff direkt aus der Luft und geben ihn als Nährstoff an die Pflanze weiter. Bis zu 300 Kilogramm Stickstoff je Hektar können die Pflanzen auf diese Weise fixieren – eine beeindruckende Menge. Seit Millionen Jahren eine perfekt abgestimmte Teamarbeit, unzählige Symbiosen pro Kubikmeter Boden.
Der Ackerbau in Deutschland basiert auf dem System der Fruchtfolge, also einen mit den Jahren stattfindenden Wechsel verschiedener Kulturpflanzen auf derselben Fläche. Durch den Symbiose-Effekt mit den Knöllchenbakterien sorgen Hülsenfrüchte im Fruchtfolgezyklus für eine natürliche Bodendüngung durch Stickstoffanreicherung, also einen fruchtbaren Boden für die Folgepflanzen. Denn werden die Körner von Futtererbsen, Ackerbohnen, Blauen Süßlupinen und Sojabohnen geerntet, bleiben neben dem Stroh auch die Wurzeln der Pflanzen auf dem Feld zurück.
Der Anbau heimischer Körnerleguminosen bietet zahlreiche ökologische und ökonomische Vorteile, die Umwelt, Natur und Landwirtschaft gleichermaßen nützen:
- Wurzelknöllchen fixieren Stickstoff aus der Luft, dadurch wird bei der Körnerleguminose selbst keine und bei den Nachfrüchtenweniger Stickstoffdüngung benötigt
- Unterbrechung von Infektionszyklen bei Krankheiten und Schädlingen, dadurch weniger Pflanzenschutz notwendig
- Humusaufbau im Boden durch Pflanzenrückstände
- Lockerung der Ackerkrume und dadurch weniger Pflügen notwendig
- Verbesserung des Nahrungsangebots für blütenbesuchende Insekten und Förderung des Bodenlebens
- Reduktion von landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen
- Verbesserung der heimischen Eiweißversorgung und Reduzierung von Futtermittelimporten
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