Positive Preisaussichten für Raps 2026

Interview mit Thomas Mielke (Oil World Hamburg)

Berlin, 30. Juli 2025 – Auf Initiative von Dietmar Brauer, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), führte die UFOP ein Gespräch mit dem renommierten Marktanalysten Thomas Mielke (Oil World, Hamburg). Ziel war es, die aktuellen Entwicklungen am globalen Markt für Ölsaaten und Pflanzenöle zu beleuchten und die Aussichten für den Rapspreis im Jahr 2026 einzuschätzen. Das Interview zeigt, warum die Preisprognosen für Raps trotz wechselhafter Währungsrelationen und geopolitischer Unsicherheiten positiv ausfallen.

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UFOP: Herr Mielke, wie beurteilen Sie die momentane Situation für den Raps?

Mielke: Die Festigkeit des EURO gegenüber dem US-Dollar hat in diesem Jahr für den deutschen Landwirt zu Erlöseinbußen geführt. Allerdings ist die saisonale Preisschwäche während der Ernte in diesem Jahr bisher relativ gering ausgefallen. Das hat mehrere Gründe. Trotz einer erhöhten Rapsproduktion in der Europäischen Union in diesem Sommer wird die weltweite Versorgungslage in Juni/Juli 2025/26 relativ knapp bleiben. Wir beobachten eine relativ zögerliche Verkaufsbereitschaft der Landwirte. Der voraussichtliche Produktionsrückgang von insgesamt circa 2 Millionen Tonnen in der Ukraine, Kanada und Australien, sowie kleinere Vorräte zu Beginn der Saison werden zu rückläufigen Handelsvolumina und einer geringeren Verarbeitung von Raps führen und damit zu Rückgängen von Weltproduktion und Verbrauch von Rapsöl. Das stützt die Preise.

UFOP: Welche anderen Gründe gibt es?

Mielke: Der Weltmarkt für pflanzliche Öle befindet sich in einem strukturellen Produktionsdefizit. Das bedeutet tendenziell eine zu geringe Produktion im Vergleich zum Verbrauch, relativ kleine Reservevorräte und überdurchschnittlich hohe Preise, und das bereits seit etwa vier Jahren.

UFOP: Gehen Sie bitte mehr ins Detail. Warum steigt dann nicht sofort die Weltproduktion?

Mielke: Nach einer relativ kurzen Phase fallender Preise befindet sich der Markt für Pflanzenöle seit Juni bereits wieder in einer Aufwärtsbewegung, ausgedrückt in US-Dollar. Davon profitieren Ölsaaten mit einem hohen Ölanteil, wie z. B. Raps und Sonnenblumensaat, während die Sojabohnenpreise unter Druck geraten sind wegen einer globalen Überschuss-Situation von Ölkuchen und Getreide.

Die Preisfestigkeit liegt zum einen an strukturellen Problemen auf der Angebotsseite, insbesondere für Palmöl. In unserer neuesten Schätzung erwarten wir in etwa eine Halbierung des Anstiegs der weltweiten Palmölproduktion im Durchschnitt der zehn Jahre bis 2030 im Vergleich zur vergangenen Dekade.

Hinzu kommen andere Faktoren, wie die relative Knappheit an landwirtschaftlicher Fläche, Konkurrenz durch andere Kulturen und der Bedarf an Weideflächen, aber auch häufiger auftretende, durch Klimawandel hervorgerufene, extreme Wettersituationen und leider auch restriktive politische Rahmenbedingungen.

Auf der Nachfrageseite beobachten wir weiter relativ stark steigenden Nahrungsmittelbedarf an Pflanzenölen in Indien und vielen anderen Ländern, insbesondere solchen mit überdurchschnittlich stark steigender Bevölkerung, wie z. B. in vielen afrikanischen Ländern.

UFOP: Welche Rolle spielt Biodiesel bei der Pflanzenölknappheit?

Mielke: Im Biokraftstoffmarkt wird der steigende Bedarf in den USA und Indonesien im Jahr 2026 und wahrscheinlich auch in 2027 zu weiter steigenden Pflanzenölpreisen führen. Die Exporte beider Länder werden in 2026 zurückgehen. In Malaysia ist nicht mit steigenden Exporten zu rechnen. Die US-Importe werden steigen. Kanada wird einen größeren Anteil der eigenen Produktion in die USA exportieren, entweder in Form von Saat oder Öl, und somit weniger auf den Weltmarkt.

Steigende Mengen von Sojaöl aus Südamerika und von Sonnenblumenöl aus Russland, der Ukraine und Argentinien werden einen wichtigen Beitrag zur Versorgung des Weltmarktes leisten, aber bei weitem nicht ausreichen.

UFOP: Lässt sich daraus eine positive Prognose auch für den Raps ableiten?

Mielke: In 2026 werden voraussichtlich steigende Pflanzenölpreise den Rapspreis stützen und über das heutige Niveau heben. Allerdings bleibt die EURO/Dollar-Relation ein wichtiger Unsicherheitsfaktor. Im Gegensatz zu einer relativ knappen Versorgungslage bei Pflanzenölen werden sich nach unserer jetzigen Prognose (www.oilworld.de) die globalen Märkte für Ölkuchen und Getreide in 2026 in einer Überschusssituation befinden – unter der Voraussetzung von normalen Witterungsbedingungen in den großen Produktionsländern. Ich erwarte, dass die Rentabilität der Produktion von Raps über der von Getreide liegen wird.

UFOP: Danke, Herr Mielke, für den positiven Ausblick. Bleibt nur zu hoffen, dass die aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen die Märkte nicht „künstlich“ durchkreuzen.

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