UFOP-Vorstand wiedergewählt

Krawczyk: Umwelt- und Klimaschutz nicht gegen Ernährungssicherung ausspielen

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Berlin, 17.09.2025. Im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) wurde der Vorstand wiedergewählt. Im Amt bestätigt wurden der Vorsitzende, Torsten Krawczyk, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, als Stellvertreter Dietmar Brauer, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter sowie Jaana Kleinschmit von Lengefeld, Präsidentin von OVID, dem Verband der Ölsaaten verarbeitenden Industrie in Deutschland, Dr. Philipp Spinne, Geschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes und Hermann Greif, Landwirt und Bezirkspräsident Oberfranken im Bayerischen Bauernverband.

Die Mitgliederversammlung wurde eröffnet mit einem Impulsreferat von Prof. Dr. Alexander Sandkamp, Juniorprofessor für Wirtschaftslehre an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sein Schwerpunkt ist die quantitative Außenhandelsforschung. In seinem Vortrag zum Thema „Deutschlands Handelsbeziehungen in Zeiten geoökonomischer Unsicherheit“ stand vor allem die Im- und Exportpolitik der USA und Chinas im Mittelpunkt. Sie sind Teil eines geopolitischen Umfelds, das von großen Unsicherheiten und Bedrohungslagen in Osteuropa und mit Blick auf Taiwan geprägt sei. Prof. Sandkamp betonte den Bedarf für eine „De-Risking“-Strategie der EU von China sowie eine angemessene Reaktion der EU auf die US-Zölle. Mit Blick auf die Dimension der EU-Warenströme mit China und den USA betonte er die besondere Bedeutung der EU-Mitgliedsstaaten als Handelspartner für Deutschland, wenngleich die USA die wichtigste Exportnation für Deutschland bleibe.

Nach Einschätzung von Prof. Sandkamp schade die aktuelle US-Zollpolitik vor allem der USA selbst, ablesbar an rückläufigen Daten für Export und Produktion. Er mahnte die EU vor einer pauschalen Zollantwort, vielmehr müsse gezielt der Importzoll angehoben werden. Er empfahl abschließend die Exporte mit Blick auf die Exportländer weiter zu diversifizieren und weitere Handelsabkommen abzuschließen, u.a. CETA, EU-Mercosur, EU-Australien.

In seinem anschließenden Bericht betonte der UFOP-Vorsitzende die positive Anbauentwicklung bei Körnerleguminosen und zeigte sich überzeugt, dass die Körnerleguminosen mit dem erforderlichen Durchhaltevermögen zu einer tragenden Säule in der Proteinversorgung, insbesondere als Ergänzung des Angebots für die menschliche Ernährung entwickelt werden könne. Das vom BMLEH geförderte Demonetzwerk LeguNet und die von der EU kofinanzierte Informationskampagne „DIE VIER VON HIER! Körnerleguminosen aus Europa für eine nachhaltige Ernährung“ seien aus Sicht der UFOP wichtige Impulsgeber, um den Anbau in Deutschland im Sinne nachhaltiger Fruchtfolgesysteme weiterzuentwickeln. Eine nationale Proteinstrategie, die auch die Ölschrote als wichtigste heimische Eiweißquelle einbezieht, sei trotz des Regierungswechsels derzeit noch nicht erkennbar.

Scharfe Kritik übte Krawczyk an der aktuellen Pflanzenschutzpolitik der EU. Mit Blick auf den Anbau von Ölsaaten und Eiweißpflanzen sei eine Revision der Wieder- bzw. Zulassungspolitik bei Wirkstoffen dringend erforderlich. Widersprüchlicher könne eine auf Versorgungssicherheit bei Nahrungsmitteln und der Erzeugung von nachwachsenden Rohstoffen zur stofflichen und energetischen Nutzung ausgerichtete Politik nicht sein. Die viel zitierte Bioökonomiestrategie der EU oder der Bundesregierung blende diese Herausforderungen aus. Zugleich bedürfe es Innovationen wie der Nutzung der neuen Züchtungstechnologien. Die Landwirtschaft könne ihren Standort nicht wechseln wie andere Industriezweige, sondern müsse unter steigendem Zeitdruck Strategien zur Anpassung auf sich verändernde Gegebenheiten entwickeln, stellte Krawczyk fest.

Mit Blick auf den Entwurf zur Änderung der THG-Quotengesetzes kritisierte der UFOP-Vorsitzende die unzureichende Berücksichtigung der Marktsituation bei Biokraftstoffen. Die vorgeschlagene Anhebung der THG-Minderungsverpflichtung bis 2040 wertete er als mutlos und im Sinne des Klimaschutzes wenig ambitioniert. Er forderte daher ein vorzeitiges Anheben der THG-Minderungsverpflichtung im Jahr 2027 und die Fortschreibung auf diesem vorgezogenen Niveau. Nur durch eine höhere Anrechnungsverpflichtung könnten die vorhandenen THG-Quotenüberhänge aus dem Markt genommen werden.

Statt der vorgesehenen Absenkung der Kappungsgrenze für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse auf 3,0 % im Jahr 2030 sei eine Anhebung auf 5,8 % erforderlich, um den klimapolitisch gewünschten Rückgang fossiler Kraftstoffe infolge der Zunahme der Elektromobilität zu kompensieren. Eine abfallorientierte Ausrichtung der Rohstoffpolitik führe im Dieselmarkt in die Sackgasse, befürchtet der UFOP-Vorsitzende unter Hinweis auf die neu in die Quotenverpflichtung einzubeziehenden Verkehrsträger Schiffs- und Flugverkehr. Die UFOP sei sich der Verantwortung eines begrenzt verfügbaren Potenzials an Anbaubiomasse durchaus bewusst, betonte der Vorsitzende. Der Kraftstoffmarkt diene zugleich als Puffer für die Marktversorgung mit Lebensmitteln, denn die Mengen seien physisch verfügbar, hob Krawczyk unter Verweis auf die nicht sachgerecht geführte „Tank oder Teller“-Diskussion hervor.

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