Copa und Cogeca rufen die Kommission angesichts des steigenden Risikos eines unausgeglichenen europäischen Marktes für Eiweißkulturen und dessen Versorgungsketten für Biokraftstoffe zu schnellen Maßnahmen auf

22.04.20 – In einem heute an die Europäische Kommission versandten Schreiben äußern sich Copa und Cogeca besorgt über die möglichen Auswirkungen der Covid-19-Krise auf pflanzliche Öle, Biodiesel, eiweißreiche Nebenprodukte wie Raps- und Sonnenblumenschrot sowie DDGS und die Ethanolsektoren. Angesichts der durch die Pandemie bedingten sinkenden europäischen Produktion sowie der Kontaktbeschränkungsmaßnahmen in der EU und im Rest der Welt besteht die Gefahr größerer Instabilität auf Märkten für eiweißreiche pflanzliche Nebenprodukte, da die Nachfrage im Biokraftstoffsektor sowie die europäische Eiweißkulturerzeugung gesunken sind. In diesem Zusammenhang rufen die europäischen Landwirt·inn·e·n und Genossenschaften zu zügigen Maßnahmen auf, die großflächige Störungen begrenzen könnten.

Die mit eiweißreichen Anbaukulturen bepflanzte Gesamtfläche fällt 30% geringer aus als der Höchststand 2017/18. In diesem Zusammenhang werden mögliche Lieferstörungen seitens der Haupterzeugerregionen (USA, Südamerika, Indien) befürchtet, da sich die Covid-19-Pandemie in diesen Regionen schneller ausbreiten könnte.
Vor diesem Hintergrund merkte Pedro Gallardo, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Ölsaaten und Eiweißpflanzen“ an, dass „wir am besten unsere Produktion kurzfristig erhöhen können, wenn die Kommission sich dazu bereit erklären würde, einige Einschränkungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für stickstoffbindende Kulturen auf ökologischen Vorrangflächen zeitweise aufzuheben. Dieser Ansatz würde unsere einheimische Soja-, Erbsen- , Bohnen und Lupinenproduktion auf Ackerflächen über die Flächen hinaus, die bereits Unterstützung in Form der freiwilligen gekoppelten Stützung erhalten, erhöhen.  

Das europäische Angebot eiweißreicher Koppelprodukte ohne GVO könnte durch einen Rückgang der Biokraftstoffproduktion basierend auf europäischen Rohstoffen wie Raps und Sonnenblumen beeinträchtigt werden. In den kommenden Monaten könnte sich diese Situation noch verschärfen, wenn pflanzliche Ölbestände aufgrund der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen wie der Schließung der Gastronomiebranche und der negativen Auswirkungen auf den Biokraftstoffverbrauch, bedingt durch das gesunkene Verkehrsaufkommen, steigen. Die volle Auslastung der Speicherkapazitäten für pflanzliche Öle würde sich auf die europäische Ölmühlenindustrie und somit auf das Angebot von Schrot in der EU auswirken.

Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen sind der Kraftstoffverbrauch sowie der Rohölpreis massiv eingebrochen und die Nachfrage nach Biokraftstoffen sinkt ebenfalls drastisch. Falls keine Maßnahmen ergriffen werden, werden große Mengen amerikanisches und brasilianisches Ethanol den europäischen Binnenmarkt überschwemmen, wodurch nicht nur der europäische Ethanolsektor sondern auch der europäische Sektor für GVO-freie Futtermittel, welcher mit eiweißreichen Nebenprodukten wie DDGS beliefert wird, gefährdet werden.

Laut Alexander Bachler, dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe „Bioenergie“ von Copa und Cogeca „ist es grundlegend, dass die Kommission zügig handelt, um ihre einheimische Biokraftstoffproduktion zu unterstützen. In dieser Hinsicht erachten wir unverzügliche Maßnahmen als entscheidend. Wir müssen schnelle wirksame Schutzmaßnahmen gegenüber Ethanolimporten aus den Vereinigten Staaten oder Brasilien ergreifen. Wir müssen Anfragen auf eine zeitweise Aufhebung der Zölle auf Ethanol ablehnen. Wir müssen die Anti-Dumping- und Antisubventionsmaßnahmen, die derzeit für Biodiesel-Importe (B99) aus den USA gelten, beibehalten. Abschließend sollten wir nicht dem Druck weichen, die Beimischung zertifizierter nachhaltiger, durch europäische Anbaukulturen hergestellte Biokraftstoffe zu reduzieren und unverzüglich den delegierten Rechtsakt über die Reduzierung von Biokraftstoffen mit einem hohen ILUC-Risiko in den Mitgliedsstaaten umsetzen.“