Erfolgreiches B100-Projekt öffnet Optionen zur Treibhausgasminderung in der Landwirtschaft

Berlin, 21. Februar 2018. Nach den Ergebnissen eines an der Universität Rostock durchgeführten Projektes zur Verwendung von Biodiesel als Reinkraftstoff (B100) können Biodiesel aus Rapsöl (RME) höchste emissionsrechtliche Anforderungen der Abgasstufe EU COM IV und zukünftig auch der Stufe V für nicht straßengebundene Fahrzeuge erfüllt werden. Nach Ansicht der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) zeigen die Ergebnisse eine wichtige Option für eine möglichst treibhausgasneutrale Kraftstoffverwendung auch in Einsatzbereichen mit einem hohen Leistungsbedarf auf. In nicht-straßengebundenen Bereichen wie der Land- und Forstwirtschaft seien nachhaltige und treibhausgasoptimierte Biokraftstoffe aufgrund ihrer mit Dieselkraftstoff vergleichbaren Energiedichte alternativlos.

Voraussetzung ist jedoch die Beibehaltung der vollen Steuerbegünstigung für Pflanzenölkraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft. Die UFOP erwartet, dass die EU-Kommission das hier schon länger anhängige Notifizierungsverfahren endlich positiv bescheidet. Es sei mit Blick auf die erheblichen Unterschiede in der Höhe der Steuerbegünstigung bei fossilem Diesel in den EU-Mitgliedsstaaten geradezu absurd und klimapolitisch nicht nachvollziehbar, wenn ausgerechnet nachhaltig zertifizierte und treibhausgasoptimierte Pflanzenölkraftstoffe voll besteuert werden müssten. Auch für Biokraftstoffe müsse der analoge Ermessensspielraum für die Steuerbegünstigung gelten, den die EU-Energiesteuerrichtlinie richtigerweise den Mitgliedsstaaten bietet, bekräftigt der Verband. Angesichts der desolaten Entwicklung bei den Preisen für Getreide, Raps und weiteren Kulturarten könnten Marktfruchtbaubetriebe zusätzliche Kosten und Investitionen in den Klimaschutz nicht stemmen. Die EU-Kommission mache hierzu keine Vorschläge. Im Gegenteil: Die anstehenden Abkommen zur weiteren Marktöffnung und Liberalisierung im Weltagrarhandel könnten sich zu einem Bumerang beim Klimaschutz entwickeln, weil mit Raps als wichtigste heimische regenerative „Ölquelle“ zugleich auch die wichtigste non-GMO-Proteinquelle betroffen sei, befürchtet die UFOP.

Vor diesem Hintergrund dankt die UFOP dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ausdrücklich für die Förderung und der DEUTZ AG für die Bereitstellung des Motors und dem Motorenhersteller vor allem für die anlässlich zur „Agritechnika 2017“ erteilten Freigabe für die Abgasstufe EURO IV. Dies war das eigentliche Förderziel dieses Vorhabens, das auch mit Unterstützung der UFOP realisiert wurde. Auf Basis umfangreicher Einzelprüfungen zum Emissionsverhalten und verbunden mit einem Dauerlauftest von 1.000 Stunden mit Rapsölmethylester (RME) wiesen die Motorexperten des Lehrstuhls für Kolbenmaschinen und Verbrennungsmotoren (LKV) der Universität Rostock die Praxistauglichkeit von RME nach. Die Untersuchungen betrafen neben dem Betriebsverhalten von Motor und Einspritzsystem insbesondere auch die Betriebsfestigkeit des Abgasnachbehandlungssystems. Weil das im Projektvorhaben eingesetzte Abgasnachbehandlungssystem auch bei Motoren der nächst höheren Abgasstufe eingesetzt wird, könnte eine Freigabe auch für die Abgasstufe EU COM V folgen, so die Erwartung der UFOP. Die UFOP gibt jedoch kritisch zu bedenken, dass es nun an den Traktorherstellern liege, die Freigaben wiederum ihren Endkunden, also an die landwirtschaftlichen Betriebe weiterzugegeben. Hier besteht noch ein erheblicher Abstimmungsbedarf und ist ein Grund für die Initiative des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und der UFOP zur Gründung der „Branchenplattform Biokraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft“ (www.biokraftstoffe-tanken.de).

Der Abschlussbericht ist erhältlich unter: https://www.ufop.de/index.php/download_file/6636

Freigabeninformationen der Deutz AG: https://www.ufop.de/files/1315/1091/9860/171117_A_Techn_RS_DEUTZ_AG.pdf