Sind Biokraftstoffe verantwortlich für Preisschwankungen und Hunger in der Welt?

Studie der Universität Giessen veröffentlicht

Berlin, 11. Oktober 2013 – Im Focus der  nach wie vor intensiv geführten Diskussion über die zukünftige Ausrichtung der europäischen Förderpolitik bei Biokraftstoffen steht auch deren Bedeutung als Mitverursacher für eine unzureichende Nahrungsmittelversorgung in Entwicklungsländern. Biokraftstoffe seien mitverantwortlich für steigende Nahrungsmittelpreise und verursachten Hunger, lautet zusammengefasst ein Vorurteil.  Überdies sei die Biokraftstoffpolitik der Europäischen Union Verursacher für „Landgrabbing“ und Preisspekulation. Mit dem Ziel diesen Vorurteilen  zu begegnen und die Fakten sachlich darzustellen und zu diskutieren hat  die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) und der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V. (VDB) eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe beauftragt unter der Leitung von Professor Dr. Michael Schmitz und M.Sc. Palina Moleva, Institut für Agrarpolitik und Marktforschung und Zentrum für Internationale Entwicklungs- und Umweltforschung, Justus-Liebig- Universität Giessen. Die Forscher haben eine umfassende Bestandsaufnahme sowie  eigene Berechnungen vorgenommen.

Die jetzt unter dem Titel „Bestimmungsgründe für das Niveau und die Volatilität von Agrarrohstoffpreisen auf internationalen Märkten“ veröffentlichte Studie vermittelt einen umfassenden Einblick in die Zusammenhänge auf den Agrarmärkten und den regionalen Preisbildungseffekten. Erläutert wird die Frage der Bedeutung der Agrarpreisentwicklung im Zusammenhang mit Termingeschäften.

Die Autoren der Studie analysieren die Ursachen für Hunger und Armut in Entwicklungsländern und zeigen die Folgen politischer Fehlentscheidungen sowie Ansätze einer Biokraftstoff- und Warenterminpolitik mit Augenmaß auf.  Unter anderem untersuchen sie die Kritik an Biokraftstoffen an zwei beispielhaften Analysen, der Tortillakrise in Mexiko sowie an dem Thema „Landgrabbing“ in Afrika und Asien.

Aus Sicht der Verbände ist diese Studie zugleich ein empfehlenswertes  Nachschlagewerk, um problem- und themenbezogen Wechselwirkungen bzw. Interaktionen an den Agrarmärkten im Lichte der Biokraftstoffpolitik nachzugehen.

Ein umfassendes Literaturverzeichnis und Tabellenwerk runden die Arbeit ab.

UFOP und VDB stellen unter Hinweis auf den kürzlich erschienenen Jahresbericht der Weltagrarorganisation, FAO, fest, dass die Biokraftstoffpolitik keineswegs verhindert, dass das „Milleniumziel“ erreicht wird, den Anteil unterernährter Menschen in Entwicklungsländern bis 2015, vergleichen mit 1995, zu halbieren. Im Gegenteil, Biokraftstoffe ermöglichen auch eine regionale Wertschöpfung. Heute werden aus Afrika weder Rohstoffe von sogenannten „Landgrabbingflächen“ noch Biokraftstoffe in die EU exportiert. Wäre dies der Fall, hätten die von der EU-Kommission zugelassenen Zertifizierungssysteme bzw. die nationalen Kontrollen versagt, so die Position von UFOP und VDB.

Die Studie steht hier als Download zur Verfügung.