Mehr Eiweißfuttermittel aus heimischem Anbau notwendig
UFOP-Position zur Veröffentlichung des “Feed Protein Balance Sheet” des BZL
Berlin 04.07.2024 – Laut dem vorläufige „Feed Protein Balance Sheet“ des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) für das Wirtschaftsjahr 2022/23 für Deutschland hat die Verfütterung von groß- und kleinkörnigen Leguminosen aus heimischem Anbau im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen. Allerdings zeigen die Zahlen, dass seit Beginn der Veröffentlichungsreihe 2017/18 noch nie so viele Futtererbsen, Ackerbohnen und Süßlupinen in der Verfütterung eingesetzt wurden. Auch bei den Sojabohnen war eine Zunahme zu verzeichnen.
Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) weist darauf hin, dass auch die Futterwendung von Ölkuchen und Ölschroten zugenommen hat, besonders stark aus inländischem Aufkommen. Dies ist auf den gestiegenen Anteil an heimischem Raps an der Verarbeitung in deutschen Ölmühlen aus der Ernte 2022 zurückzuführen. Das Gesamtfutteraufkommen 2022/23 ist von rund 130 Millionen Tonnen auf etwa 100 Millionen Tonnen stark zurückgegangen, bedingt durch eine deutlich kleinere Raufutterernte. Durch den im gleichen Zug gesunkenen Anteil von Leguminosen zur Ganzpflanzenernte weist das BZL das Futteraufkommen aus Körner- und Grünleguminosen insgesamt als geringer aus.
Bezogen auf das Produktgewicht hatten laut den Angaben des BZL Gras und Silomais 2022/23 einen Anteil von 61,5 Prozent am Gesamtfutteraufkommen, inländisch erzeugtes Getreide 23 Prozent und Futterleguminosen einen Anteil von 2,1 Prozent, Hülsenfrüchte und Ölsaaten (inklusive Sojabohnen) kamen zusammen auf 0,6 Prozent. Der Anteil am Gesamtfutteraufkommen von Ölkuchen/Ölschroten lag bei 7,3 Prozent, von sonstigen Nebenprodukten bei 6 Prozent.
Die UFOP kritisiert erneut die Feststellung des BZL, dass die Eiweißlücke in Deutschland lediglich 16 Prozent betrage – ein Prozent mehr als im Vorjahr. Hierzu ist auszuführen, dass es sich bei Grundfutter und Getreide um Futtermittel mit einer niedrigen Eiweißkonzentration handelt, weshalb bei wachsenden oder hochleistenden landwirtschaftlichen Nutztieren aufgrund der Begrenzungen bei der Futteraufnahme eine Ergänzung der Rationen bzw. Mischungen mit höherproteinhaltigen Futtermitteln unverzichtbar ist. So liegt der Selbstversorgungsgrad z.B. bei Ölkuchen/Ölschroten mit einem Proteingehalt von 33 Prozent und mehr in Deutschland nur bei 30 Prozent.
Importbedarf besteht demnach in erster Linie bei höherproteinhaltigen Futtermitteln. Dies sind vor allem Sojaextraktionsschrot bzw. Sojabohnen und Rapssaat zur Verarbeitung in deutschen Ölmühlen. Die Eiweißlücke in Deutschland beruht im Wesentlichen auf einem Mangel an konzentrierten Eiweißfuttermitteln und kann durch größere heimische Ernten an Rapssaat und Körnerleguminosen wirkungsvoll verringert werden.
Raps spielt als Blattfrucht eine wichtige Rolle bei der Auflockerung getreidereicher Fruchtfolgen. Körnerleguminosen sind immer auch eine gute Wahl für den Klimaschutz aufgrund ihrer Fähigkeit, Luftstickstoff zu binden für die eigene Nährstoffversorgung auf dem Acker. Darüber hinaus bieten sowohl Raps als auch Körnerleguminosen als Blütenpflanzen Tracht und Lebensraum für zahlreiche Insekten in der Agrarlandschaft und fördern die Bodengesundheit. Dies kommt den nachfolgenden Kulturen – in der Regel Getreide – in der Fruchtfolge zugute.
Nach Überzeugung der UFOP sind dies genügend gute Gründe für die Entscheidungsträger auf europäischer, Bundes- und Länderebene, den Anbau und die Verwertung der heimischen Ölsaaten und insbesondere auch von Eiweißpflanzen weiter intensiv zu unterstützen und zu fördern, beispielsweise durch die bundesweite Einführung entsprechender Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen in der 2. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik.