Ölmühlensterben geht weiter

UFOP fordert Wiederbelebung des Reinkraftstoffmarktes

Berlin, 11. November 2011 – In den letzten drei Jahren mussten rund 200 dezentrale Ölmühlen in Deutschland den Betrieb einstellen. Aktuell verarbeiten von einst knapp 600 Ölmühlen derzeit nur noch 274 Ölmühlen regional Ölsaaten. Hauptursache für diese Negativentwicklung ist der starke Nachfragerückgang bei Rapsölkraftstoff, der überwiegend in der Landwirtschaft und im Speditionsgewerbe aber auch in Blockheizkraftwerken (BHKW) zur Erzeugung von regenerativem Strom und Wärme eingesetzt wurde. Die auf die Herstellung von kaltgepressten Speiseölen spezialisierten Betriebe konnten hingegen bei der Vermarktung zulegen. Dies sind die Ergebnisse einer Umfrage, die vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) im Auftrag der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) durchgeführt wurde.

Bereits zum dritten Mal nach 2004 und 2007 befragte das Technologie- und Förderzentrum (TFZ), Straubing, im Auftrag der UFOP im Sommer 2011 die Betreiber dezentraler Ölmühlen. Ziel der schriftlichen und telefonischen Befragung war es, aktuelle Branchendaten zu erheben. Vor allem die auf Grund geänderter Rahmenbedingungen gesunkene Nachfrage nach Rapsölkraftstoff macht der Branche schwer zu schaffen. In den letzten drei Jahren stellte rund ein Drittel von ehemals knapp 600 Ölmühlen den Betrieb komplett ein. Weitere Ölmühlen legten die Produktion zumindest vorübergehend still, so dass im Juni 2011 nur noch 274 Ölmühlen Pflanzenöle und Futtermittel, bei einer durchschnittlichen Auslastung der Anlage von lediglich 33 %, produzierten. Die UFOP bedauert diese Entwicklung, denn dezentrale Ölmühlen sind Musterbeispiele für regionale Stoff- und Energieströme. Sie erzeugen kaltgepresste Speiseölspezialitäten, oder aber auch klimaschonenden Dieselkraftstoffersatz im ländlichen Raum und stellen gleichzeitig wertvolles Eiweißfuttermittel bereit. Dezentrale Ölmühlen produzieren mit Gütesiegel und Nachhaltigkeitszertifikat für Teller, Trog und Tank. Der Anteil Rapsölkraftstoff an der Ölproduktion sank zwischen 2007 und 2010 von 58 % auf 35 %. Insgesamt wurden 2010 125.000 t Rapsöl und 243.000 t Presskuchen erzeugt. 35 % des Öles wurden als Rapsölkraftstoff, 30 % als Grundöl zur Umesterung zu Biodiesel, 22 % als Futteröl, 7 % als Speiseöl und 6 % für sonstige technische Zwecke vermarktet. Der Presskuchen wird zu nahezu 100 % als wertvolles Eiweißfuttermittel abgesetzt und ersetzt Sojaimporte aus Übersee. Befragt ob sie, falls sie erneut vor der Entscheidung stünden, wieder eine Ölmühle errichten würden, antworteten im Juni 2011 nur 36 % der Ölmüller mit „ja“. Im Jahr 2007 waren es noch 57 %, im Jahr 2004 sogar 81 % der Befragten.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse befürchtet die UFOP, dass zukünftig dezentrale Ölmühlen stillgelegt werden. Der Verband appelliert deshalb erneut an die Bundesregierung endlich die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Reinkraftstoffmarkt wiederzubeleben. Die UFOP weist darauf hin, dass auch dezentrale Ölmühlen von einem Quotenhandel profitieren, wenn Reinkraftstoffmengen zu diesem Zweck nachversteuert werden. Dezentrale Ölmühlen müssen im Sinne einer regional ausgerichteten Kraftstoff- und Eiweißfuttermittelversorgung eine Perspektive behalten, fordert die UFOP.

Die Studie steht Ihnen hier als TFZ-Bericht 26 zur Verfügung.