Perspektivforum 2018: UFOP bietet Mitarbeit an der BMEL-Ackerbaustrategie an

Berlin, 20. September 2018 – Der Vorsitzende der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP), Wolfgang Vogel, bekräftigte anlässlich des diesjährigen UFOP-Perspektivforums vor mehr als 100 Teilnehmern die herausragende Rolle von Raps und Körnerleguminosen für einen nachhaltigen Ackerbau und die Versorgung der Märkte für Feed und Food mit heimischem Eiweiß. Er bot dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) die Mitarbeit der UFOP-Experten an der bis zum Herbst 2019 zu erstellenden Ackerbaustrategie an. Die Veranstaltung fand am 19. September 2018 unter dem Titel „Raps im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie – wohin geht die Reise bei der Ackerbaustrategie?“ in Magdeburg statt.

Vogel rechnet bei der Erarbeitung der BMEL-Ackerbaustrategie mit einer intensiven Diskussion zur Rolle des Pflanzenschutzes. Es sei eine unhaltbare Situation, dass einerseits immer mehr Altwirkstoffe wegfielen, andererseits weder in der EU noch in Deutschland eine entsprechende Anzahl an Neuzulassungen zu erwarten seien. Und für die Bekämpfungslücken stünden meist keine praxistauglichen und wirksamen nichtchemischen Alternativen zur Verfügung. Dies gelte insbesondere für die sogenannten „kleinen Kulturen“ wie die Körnerleguminosen. Aber auch beim Raps treten immer mehr Probleme mit Schädlingen und Krankheiten auf, für die es keine Bekämpfungsmöglichkeiten mehr gibt. Seit dem politisch motivierten Verbot der neonicotinoiden Beizung sei der Rapsanbau daher deutlich zurückgegangen.

Andererseits sei es auch für die Landwirte ein Gebot der Stunde, sich wieder mehr mit den alten Ackerbau-Tugenden zu befassen, so der UFOP-Vorsitzende weiter. „Reparaturen“ mittels Stickstoff-Düngung oder chemischem Pflanzenschutz seien wegen des verschärften Düngerechts und der geringeren Mittelverfügbarkeit immer weniger möglich. Das lege die Messlatte für einen erfolgreichen Ackerbau höher, solle aber auch Ansporn für jeden guten Pflanzenbauer sein, diese Herausforderung unter Nutzung des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts anzunehmen.

Im ersten Teil der Tagung, der dem nachhaltigen Anbau von Raps und Körnerleguminosen gewidmet war, zeigte Prof. Bernhard C. Schäfer, Fachhochschule Südwestfalen, die zahlreichen positiven Wirkungen der Blattfrüchte Raps und Körnerleguminosen in der Fruchtfolge auf. Während der Raps in den letzten 20 bis 25 Jahren stets ein wichtiges ökonomisches Standbein im Ackerbau gewesen sei, gebe es bei den Körnerleguminosen nach einem deutlichen Rückgang der Anbaufläche in den 2000er Jahren wieder positive Impulse. Aber das System „Körnerleguminosenanbau“ sei zweifellos noch fragil und die deutlichen Flächenrückgänge bei Futtererbsen und Süßlupinen infolge des Pflanzenschutzmittelverbotes im Greening zeigten die Notwendigkeit von agrarpolitischer Unterstützung, um Wertschöpfungsketten aufzubauen und zu stärken.

Welche gravierende Rolle produktionstechnische Maßnahmen wie Pflanzenschutz für einen erfolgreichen Anbau spielen können, verdeutlichte Dr. Udo Heimbach, JKI Braunschweig. Die ungelösten Probleme in Punkto „Schädlingsbekämpfung“ bzw. „Resistenzmanagement bei Insektiziden“ seien besorgniserregend, insbesondere auch vor dem Hintergrund des Wegfalls der neonicotinoiden Saatgutbeizung.

Die Landwirte Jörg Kamprad, Bauernverband Sachsen-Anhalt, und Dieter Hagedorn, Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband, zeigten neben den konkreten Auswirkungen der extremen Bedingungen des Dürrejahres 2018 auf ihre Betriebe eindrucksvoll auf, dass es Nachhaltigkeit nicht zum Nulltarif gebe und die ökonomische Säule ein wesentlicher Faktor bei allen Diskussionen über zukünftige Ackerbaustrategien sein müsse.

Dass die künftigen Herausforderungen nicht geringer werden, mahnte Prof. Rod Snowdon, Universität Gießen, an: Das Klima werde immer unberechenbarer, aber auch Agrar- und Umweltpolitik als zusätzliche Einflussfaktoren gewinnen immer mehr an Bedeutung. Als äußerst kritisch seien die ständigen Paradigmenwechsel in der Politik anzusehen. So schnell könne die Pflanzenzüchtung gar keine Erfolge erbringen, wie sich die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft änderten. Dies gelte in ganz besonderem Maße für die Pflanzenzüchtung, wenn moderne und innovative Instrumente wie das Genome Editing aus der Hand geschlagen würden, wie dies am 25. Juli 2018 mit dem EuGH-Urteil geschehen sei.

Stefan Hüsch, BMEL Bonn, stellte den Zeitplan und die Abläufe bei der Erarbeitung der Ackerbaustrategie seines Hauses vor. Eine Veröffentlichung ist für den Herbst 2019 durch die Bundesministerin Julia Klöckner angekündigt. Von Seiten der Forumsteilnehmer erfolgte der Hinweis, dass es keinesfalls trivial sei, eine für alle Seiten erfolgreiche Strategie hin zu mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau zu entwickeln. Die Herausforderungen seien zweifellos groß, was die UFOP-Veranstaltung alleine für die heimischen Öl- und Eiweißpflanzen deutlich aufzeige.

Im zweiten Teil der Tagung mit Fokus auf den Märkten und den Potenzialen für neue Verwertungskonzepte heimischer Öl- und Eiweißpflanzen widmeten sich Dr. Klaus-Dieter Schumacher, AgriConsult Seevetal, und Jaana Karola Kleinschmit von Lengefeld, Präsidentin von OVID und Vorstand ADM Hamburg, dem Raps aus Sicht eines Analysten und der Ölsaatenverarbeitung.

Von Seiten der Tierernährung beleuchtete Prof. Dr. Gerhard Bellof, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, sowohl Rapsfuttermittel als auch Körnerleguminosen. Dabei wurde deutlich, dass unsere heimischen Kulturen hervorragend für die Nutztierfütterung einzusetzen sind. Insbesondere die heimischen Körnerleguminosen können im Rahmen neuer Fütterungskonzepte eine deutlich größere Bedeutung gewinnen, als bislang angenommen wurde.

Im Veranstaltungsteil „Aus Sicht der Körnerleguminosenbranche“ zeigten Torsten Stehr, FAVA-TRADING GmbH, Martin Jahn, Emsland Group Golßen, und Christian Kraus, Amidori Food Company Stegaurach auf, dass in den letzten Jahren interessante Ansätze für eine Vermarktung von Ackerbohnen, Futtererbsen, Süßlupinen und Sojabohnen entstanden sind. Diese müssten nun verstetigt und ausgebaut werden. Die Forderung nach Gentechnikfreiheit und heimische Erzeugung von Lebens- und Eiweißfuttermitteln haben die Nachfrage nach Körnerleguminosen mit Ursprungsort Deutschland deutlich angekurbelt.

Der stellvertretende UFOP-Vorsitzende, Dietmar Brauer, betonte in seinem Fazit, dass sowohl Raps als auch Körnerleguminosen als tragende Blattfrucht in einer Ackerbaustrategie unverzichtbar seien. Allerdings müsse auch die Ökonomie als eine der Säulen der Nachhaltigkeit bei der Entwicklung der BMEL-Ackerbaustrategie Berücksichtigung finden. Dies gelte insbesondere beim Pflanzenschutz, da von den Landwirten auch weiterhin eine hohe Flächenproduktivität und eine gute Qualität erwartet würden. Bei Körnerleguminosen müssten nachfragekräftige und damit flächenwirksame Absatzmärkte auf- und ausgebaut werden, wenn neben dem Ertrag der Erzeugerpreis die Rentabilität bestimmen soll.

Dass nach dem Verbot des Pflanzenschutzes auf Greeningflächen nicht noch mehr Körnerleguminosen-Flächen verloren gegangen seien, sei auch der Witterung im Herbst 2017 zu verdanken, so Brauer. Viele Flächen insbesondere in Norddeutschland haben nicht mit Winterungen bestellt werden können, wodurch im Frühjahr Flächen auch für Körnerleguminosen frei geworden seien. Das bedeutet aber auch, dass der richtige „Stresstest“, wie stark der Anbau durch die nicht verlässliche Agrarpolitik zurückgeworfen werde, noch bevorstehe.

Dennoch gelte es, auch unter geänderten und nicht leichter werdenden Rahmenbedingungen, erfolgreich Ölsaaten- und Eiweißpflanzenanbau zu betreiben. Hierfür konnte das UFOP-Perspektivforum in Magdeburg wertvolle Impulse setzen.