UFOP presst Rapsernte 2017 an

Vogel: Biokraftstoffabsatz stützt Rapspreis

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Berlin, 29. September 2017. Unter dem Titel „Anpressen der Rapsernte 2017“ hat die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) zu einem Fachgespräch zur aktuellen Situation und zur Perspektive des Rapsanbaus eingeladen. Dabei stellte der Vorsitzende der UFOP, Wolfgang Vogel, die preisstabilisierende Wirkung des Biokraftstoffmarktes für die internationalen Ölsaaten- und Pflanzenölmärkte heraus.

Mit der Ernte von etwa 4,3 Millionen Tonnen in Deutschland sei die diesjährige Rapsernte erneut nicht zufriedenstellend verlaufen, was vor allem auf den sehr ungünstigen Witterungsverlauf während der gesamten Vegetationsperiode zurückzuführen sei. Das knappere nationale Angebot habe jedoch nicht durch einen Anstieg der Erzeugerpreise kompensiert werden können, da EU-weit eine Erntemenge von fast 22 Millionen Tonnen erwartet werde. Das aktuelle Niveau der Erzeugerpreise schränke die Abgabebereitschaft der Landwirte verständlicherweise ein, so der UFOP-Vorsitzende. Generell sei festzuhalten, dass im Ackerbau bereits seit Jahren eine Erzeugerpreissituation herrsche, die eine nachhaltige Eigenkapitalbildung verhindere. Daher werde der Energiemarkt als zusätzliche Absatzoption dringend benötigt.

Durch die stetig ausreichende Versorgung an den internationalen Rohstoffmärkten seien derzeit keine Preisimpulse nach oben zu erwarten. Preisdämpfend wirke bereits die Entscheidung der EU-Kommission, den Zollsatz auf Biodieselimporte aus Argentinien auf unter zehn Prozent zu senken. Der Außenschutz sei damit praktisch wirkungslos, eine Kaufzurückhaltung am Biodieselmarkt die Folge. Es sei für ihn völlig unverständlich, so der UFOP-Vorsitzende, dass die EU-Kommission einerseits mit ihrer aktuellen Entscheidung den Weg für massive Importe von Soja-Biodiesel aus Argentinien frei mache, auf der anderen Seite aber für die geplante Absenkung der Kappungsgrenze für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesenen „indirekten Landnutzungseffekten“ ins Feld führe.

Zur Frage der für die Biodieselproduktion verwendeten Rohstoffe betont Vogel, dass blühende Rapsfelder für aufgelockerte Fruchtfolgen und Biodiversität stünden. Darüber hinaus seien Regionalität und Gentechnikfreiheit wichtige Alleinstellungsmerkmale. In Bezug auf die Verwendung von Palmöl bedauerte er, dass es keine Kennzeichnungspflicht an der Tankstelle gebe wie bei Lebensmitteln, bei denen die eingesetzten Rohstoffe bzw. die Pflanzenöle ausgewiesen werden müssten. Im Lebensmittelbereich habe die Kennzeichnungspflicht dazu geführt, dass der Rapsölanteil in der Margarine steige und mit Raps und Rapsöl geworben werde.

Gleichzeitig hob der UFOP-Vorsitzende hervor, dass Rapsschrot die in Deutschland und in der EU mit großem Abstand wichtigste gentechnikfreie Proteinquelle sei. Er hoffe, dass dies in der nationalen Eiweißpflanzenstrategie des BMEL entsprechend gewürdigt würde. Rapsschrot sei mit Blick auf die Substitution von Sojaimporten die einzige mengenwirksame Alternative. Die gesellschaftlich erwünschte, gentechnikfreie Eiweißfutterproduktion aus europäischem Anbau sei aber nur dann wirtschaftlich darstellbar, wenn auch eine wirtschaftliche Option der Rapsölverwertung gegeben sei. Und diese Option sei der seit den 1990er Jahren stetig gewachsene Biodieselabsatz in der EU, der heute etwa 11 bis 12 Millionen Tonnen beträgt.

Der zukünftige Absatz von Biodiesel hänge natürlich mit dem Dieselabsatz und den nationalen Quotenvorgaben zusammen. Mit der sogenannten „iLUC-Richtlinie“ von 2015 seien die EU-Mitgliedsstaaten bereits ermächtigt worden, national eine niedrigere Kappungsgrenze als sieben Prozent vorzugeben und die sogenannten fortschrittlichen Biokraftstoffe aus Reststoffen mit gesonderten Unterzielen zu fördern. Daher sei der neue Vorschlag der EU-Kommission vom Dezember 2016 zur schrittweisen Reduzierung der Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse völlig unnötig.

Der UFOP-Vorsitzende begrüßte ausdrücklich den Appell der Landwirtschaftsminister der sogenannten „Visegrád-Gruppe“, also Polen, Tschechien, Slowenien und Ungarn, die in einer gemeinsamen Erklärung mit Bulgarien und Rumänien die Vorschläge der EU-Kommission zur Reduzierung der Kappungsgrenze abgelehnt hätten. Stattdessen werde die Fortsetzung einer Biokraftstoffpolitik gefordert, die nicht nur das Potenzial der Anbaubiomasse, sondern der gesamten Biomasse berücksichtige. Im nachfolgenden Vortrag wurden die Konsequenzen der Kommissionsvorschläge für die deutsche Biokraftstoffwirtschaft aufgezeigt mit einem vorzeitigen „Aus“ von Biodiesel aus Raps oder Bioethanol aus Getreide. Denn die Treibhausgas-Minderungsverpflichtung könne demnächst auch durch die Anrechnung von Minderungsmaßnahmen bei der Erdölförderung erfüllt werden.

Die UFOP fordere stattdessen die Beibehaltung der Kappungsgrenze von sieben Prozent sowie eine Anhebung der Quotenverpflichtung auf 12 Prozent, verpflichtend für alle Mitgliedsstaaten. Biokraftstoffe, bei deren Herstellung ein hoher Anteil gentechnikfreies Futterprotein entsteht, sollten zudem als besonders nachhaltige Biokraftstoffe eingestuft werden. Dies zeichne besonders Biodiesel aus Raps mit einem Anteil von 60 Prozent Proteinfutter an der Erntemenge aus. Ziel sei die sachgerechte Gleichbehandlung aller Biokraftstoffoptionen bei einem möglichst weitgehenden Ausschluss von Biokraftstoffen aus Palmöl.