Welttag der Hülsenfrüchte 2020

Heimische Körnerleguminosen bieten Vorteile für Umwelt, Mensch und Landwirtschaft

Berlin, 07. Februar 2020 – Es gibt viel Potenzial für sie auf deutschen Äckern – heimische Körnerleguminosen wie Körnererbsen, Ackerbohnen, Süßlupinen und mittlerweile auch Sojabohnen werden derzeit auf rund 1,5 Prozent der bundesweiten Ackerfläche angebaut. Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. setzt sich dafür ein, dass diese wertvollen Hülsenfrüchte keine Raritäten auf den Feldern bleiben. Aus diesem Grund unterstützt der Verband den am 10. Februar 2020 stattfindenden „World Pulses Day“ – den Welttag der Hülsenfrüchte.

Die Bedeutung der Körnerleguminosen liegt vor allem in ihrer Rolle als Lieferant von hochwertigem pflanzlichem und heimischem Eiweiß, denn der Bedarf daran ist hoch. Experten sehen deshalb auch ein großes Potenzial für neue und gesunde Lebensmittel. Für Menschen, die auf tierisches Eiweiß als Zutat in Lebensmitteln verzichten müssen oder wollen, stellen Proteine aus in Deutschland angebauten Sojabohnen, Körnererbsen, Süßlupinen und Ackerbohnen einen hochwertigen Ersatz dar. Entsprechende Mehle, Konzentrate und Isolate kommen in Suppen, Cremes, Soßen, Eierspeisen, Backwaren, Nudeln, Fertigmenüs, Getränken, Joghurt, Eis, Sportlernahrung oder in Fleischersatzprodukten zum Einsatz. Neben dem Eiweiß ist auch die Stärke als Inhaltsstoff verschiedener Körnerleguminosenarten von Bedeutung. Bei Körnererbsen wird sie bereits großtechnisch gewonnen und in Food- sowie Non Food-Anwendungen genutzt.

Auch in der Tierfütterung könnten heimische Körnerleguminosen bald eine wichtige gentechnikfreie Proteinquelle darstellen. Denn über den Anbau von Raps hinaus, der mit Rapsextraktionsschrot das wichtigste heimische Eiweißfuttermittel liefert, gibt es in Deutschland nach wie vor einen Bedarf, der das Angebot deutlich übersteigt. So beträgt die Eigenerzeugung an Eiweißfuttermitteln in der Europäischen Union lediglich rund 30 bis 35 Prozent. In erster Linie wird heute Sojaschrot in der Tierernährung eingesetzt. Die weltweit wichtigsten Anbaugebiete für Soja sind die USA, Brasilien und Argentinien und die dort angebauten Sorten sind überwiegend gentechnisch verändert. In Deutschland angebaute Körnerleguminosen können also dazu beitragen, den Importbedarf zu reduzieren und eine voranschreitende Rodung von Regenwäldern einzudämmen.

Doch es gibt noch mehr Gründe, die für eine Ausweitung des Anbaus sprechen. Hülsenfrüchte leben in einer ökologisch interessanten Symbiose mit Knöllchenbakterien. Diese Mikroorganismen siedeln sich an den Wurzeln der Kulturpflanzen an und nutzen deren Photosyntheseprodukte für ihren Stoffwechsel. Als „Gegenleistung“ binden die Knöllchenbakterien Stickstoff direkt aus der Luft und stellen diesen den Leguminosen als Nährstoff zur Verfügung. Die Pflanze selbst benötigt keine Düngung mit Stickstoff.

Auch die im Anschluss angebauten Pflanzen profitieren von den Hülsenfrüchten. Denn nach der Ernte von Körnererbsen, Ackerbohnen, Süßlupinen und Sojabohnen bleiben Pflanzenreste und alle Wurzeln auf dem Feld zurück. Die darin enthaltenen Stickstoff-Vorräte stehen den nachfolgenden Kulturen zur Verfügung und reduzieren den Aufwand für die Stickstoffdüngung.

Heimische Körnerleguminosen sind also eine interessante Anbaualternative, die viele Vorteile für Mensch, Landwirtschaft und Umwelt mit sich bringen u. a. als Blühpflanzen. Aus Gründen einer nachhaltigen Weiterentwicklung des deutschen Ackerbaus werden vielfältige Fruchtfolgen und pflanzliches Eiweiß aus heimischer Erzeugung immer wichtiger. Körnererbsen, Ackerbohnen, Süßlupinen und Sojabohnen stellen eine wertvolle Ergänzung dar und sind somit ein wichtiges Element für die Ökosystemleistung eines nachhaltigen Ackerbaus.

Heimische Körnerleguminosen im Überblick:

Ackerbohnen (Vicia faba)

    •    gehören zu den Wickengewächsen
    •    Enthalten Eiweiß, Kohlenhydrate, Mineralstoffe und Vitamine
    •    Werden z. B. in Fleischwaren, Back- und Süßwaren, Desserts, Eis als Ersatz von Milcheiweiß bzw. geschrotet und als Zutat in Broten eingesetzt
    •    Anbaupause 4 bis 5 Jahre


Körnererbsen (Pisum sativum)

    •    größte Anbaufläche aller heimischen Körnerleguminosen
    •    enthalten Kohlenhydrate, Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine
    •    Werden in Backwaren, Fleischersatzprodukten, Desserts, Sportlernahrung und Drinks als Ersatz von Milch- oder Hühnereiweiß verwendet
    •    Anbaupause 6 bis 9 Jahre


Sojabohnen (Glycine max (L.) merr.)

    •    Soja = jap. Shōyu für Sojasauce
    •    Enthalten ungesättigte Fettsäuren, Eiweiß, fettlösliche Vitamine und Phytosterine
    •    Vielfältige Einsatzmöglichkeiten, z. B. in Fleischwaren, Fleischersatzprodukten, Milchersatzprodukten, Backwaren oder Brotaufstrichen
    •    Aus Deutschland gentechnikfrei
    •    Anbaupause 2 bis 3 Jahre


Blaue Süßlupinen (Lupinus angustifolius)

    •    Enthalten Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine
    •    Vielfältige Einsatzmöglichkeiten, z. B. in Fleischersatzprodukten, Brotaufstrichen, Eis oder Nudeln
    •    Verwendung als Mehl, Grieß oder Schrot zum Backen sowie als Kaffeeersatz
    •    Anbaupause 4 bis 5 Jahre