UFOP-Bericht zur globalen Marktversorgung 2018/2019

Wirtschaftlich tragfähigen Ackerbau mit sachgerechter Agrarmarkt- bzw. Klimaschutzpolitik verbinden


Der Versorgungsbericht 2018-2019 steht als pdf-Download zur Verfügung.
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Berlin, 16. Januar 2019. Anlässlich der Vorlage der dritten Auflage des Berichts zur globalen Marktversorgung hat die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) ihre Erwartungen an die Politik formuliert. Der Verband weist auf die insgesamt gute globale Versorgungssituation bei den wichtigsten Agrarrohstoffen hin. Der Kalorienbedarf der Weltbevölkerung sei sowohl bei Getreide, Zucker als auch Ölpflanzen mehr als gedeckt. Der aktualisierte Bericht berücksichtigt auch den Rohstoffbedarf zur Biokraftstoffherstellung und zur stofflichen Nutzung als nachwachsender Rohstoff. Die UFOP kritisiert, dass diese Versorgungslage bei der politischen Bewertung von Ernteergebnissen keine Rolle spiele und fordert, die Absatzperspektive in den Kraftstoffmärkten zu erhalten.

Mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung betont der Verband die Chancen der Landwirtschaft, als treibhausgasoptimierte „Kohlenstoffressource“ global neue Einkommensquellen erschließen zu können. Mit einer nachhaltigen Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion durch Nutzung des technisch-wissenschaftlichen Fortschritts auf den Gebieten Pflanzenzüchtung und Digitalisierung sowie mit der Entwicklung innovativer Anbautechniken und regional angepasster Fruchtfolgesysteme könne den globalen Herausforderungen der Sicherung der Welternährung und der Bewältigung der Folgen des bereits spürbaren Klimawandels begegnet werden.

Die trockenheitsbedingten Ertragsausfälle 2018 in der Europäischen Union seien durch weltweite Produktionssteigerungen kompensiert worden, zum Teil aber auch auf Kosten nicht nachhaltiger Landnutzungsänderungen in Asien und Südamerika. Der Bericht weist kritisch darauf hin, dass die Warenströme der Kaufkraft folgen. Diese sei global sehr unterschiedlich ausgeprägt und eine der Ursachen für Mangelernährung und Hunger. In den betroffen Regionen bspw. in Afrika müsse daher die Einkommensentwicklung nicht nur in der Landwirtschaft, sondern im ländlichen Raum insgesamt steigen, unterstreicht die UFOP. Voraussetzung dafür seien stabile Regierungsverhältnisse. Vor diesem Hintergrund begrüßt die UFOP, dass die Europäische Union und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) angekündigt haben, ihre zukünftigen Aktivitäten insbesondere auf die Land- und Ernährungswirtschaft als wichtige Schlüsselfaktoren in ländlichen Regionen Afrikas zu fokussieren.

Bislang versage die internationale Politik bezüglich der „Grenzen“ der Globalisierung und der Liberalisierung des Agrarhandels. Aus Sicht der UFOP ist dies ein Grund mehr, die stoffliche und energetische Nutzung von Anbaubiomasse in eine Klimaschutzstrategie einzubeziehen. Im Gegensatz zum Ökolandbau, bei dem bewusst auf Ertrag verzichtet wird, können Rohstoffreserven bspw. aus der energetischen Nutzung jederzeit in die Nahrungsmittelversorgung umgelenkt werden. Die nachhaltige Intensivierung des Pflanzenbaus im Rahmen der von Deutschland angestrebten Bioökonomiestrategie ist mit Blick auf den Klimawandel von besonderer Bedeutung. Nachhaltig angebaute Biomasse ist eine wichtige und für die Landwirtschaft einkommenswirksame Rohstoffressource für eine nachhaltige Energieversorgung, gerade in ländlichen Regionen, und eine Rohstoffquelle für die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe.

Der aktuelle Bericht mache deutlich, dass dieses Potenzial nicht ausgeschöpft werde. Niedrige Preise für Getreide, Ölsaaten, Zucker und Pflanzenöle seien die Folge der globalen Überversorgung. Auf diesem Preisniveau ist ein nachhaltiges Wirtschaften, auch in den ländlichen Regionen Afrikas, nicht möglich. So gesehen lebe der Ackerbau nicht nur hierzulande von der wirtschaftlichen Substanz, stellt die UFOP fest. Im Zuge der Neufassung der Erneuerbare Energien Richtlinie (RED II) habe es die Europäische Union versäumt, dieses Potenzial sachgerecht in die Klimaschutzpolitik zu integrieren. Im Gegenteil: der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen aus Anbaubiomasse wird schrittweise auf das Abstellgleis gestellt, ohne gleichzeitig Absatzperspektiven in neuen Märkten aufzuzeigen, kritisiert die UFOP scharf.

Die Regierungen der weltweit wichtigsten Agrarnationen in Nord- und Südamerika sowie in Asien treiben stattdessen die energetische Nutzung der Anbaubiomasse im Rahmen ihrer nationalen Landwirtschafts-, Energie- und Klimaschutzpolitik voran. Dies ist dem UFOP-Bericht zufolge ablesbar an steigenden Vorgaben für die Beimischung von Biokraftstoffen zu fossilen Kraftstoffen. Die UFOP erwartet, dass die Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaschutzabkommens im Rahmen der bis 2020 vorzulegenden, nationalen Klima- und Energiepläne dieses Instrument des Klimaschutzes anerkennen und ausbauen.

Der Anbau nachwachsender Rohstoffe findet in Zukunft außerhalb der EU statt, befürchtet die UFOP. Folglich verliere Europa den Einfluss auf die bisher gesetzlich festgelegten Anforderungen an die Nachhaltigkeitskriterien in Drittstaaten. Betroffen ist besonders der Ölsaatenanbau in der EU, der zugleich die wichtigste und gentechnikfreie Eiweißquelle für die Tierernährung ist. Im Umkehrschluss werden zusätzlich große Mengen Soja und damit die entsprechenden „Anbauflächen“ importiert. Die UFOP bedauert, dass dieser Substitutionseffekt bei den Vorgaben der EU zur Treibhausgasberechnung nicht berücksichtigt wird.

Die Maxime der Ende November 2018 vom EU-Agrarrat weiter befürworteten Liberalisierung der Agrarmarktpolitik steht einer umweltverträglicheren Diversifizierung der Fruchtfolgesysteme entgegen. Denn auch für die Landwirtschaft gilt, dass die Kulturarten angebaut werden, die den höchsten Profit versprechen. Gleichzeitig nimmt die Importabhängigkeit bei Futterprotein zu. Hieran ändere auch der wenig ambitionierte Proteinplan der Europäischen Kommission nichts, stellt die UFOP fest.

Die europäische Agrarpolitik steht nach wie vor in der Bringschuld, die Anforderungen an einen wirtschaftlich tragfähigen und nachhaltigen Ackerbau mit einer zukunftsfähigen Agrarmarkt- bzw. Klimaschutzpolitik zu verbinden und Absatzperspektiven in den Kraftstoffmärkten zu erhalten und weiter zu öffnen. Dabei sind ambitionierte Nachhaltigkeitsanforderungen zu berücksichtigen, die auch in Drittstaaten anzuwenden sind. Vor diesem Hintergrund erwartet die UFOP mit Spannung die Vorlage des Klimaschutzgesetzes der Bundesregierung mit sektoralen Vorgaben zur Treibhausgas-Minderung und der für den Herbst 2019 angekündigten Ackerbaustrategie